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Awarenesskonzept

1 – Was ist das?

Der Begriff „Awareness“ kommt aus dem Englischen „to be aware“ und bedeutet (im weiteren Sinne) „sich bewusst sein, sich informieren, für gewisse Probleme sensibilisiert sein“. Wir leben in einer Gesellschaft, die von ungleichen Machtverhältnissen geprägt ist. Menschen werden aufgrund bestimmter Merkmale bevorteilt (Privilegierung) und benachteiligt (Diskriminierung) – ob absichtsvoll oder unbewusst.

Awareness stellt sich als Konzept gegen jede Form von Diskriminierung, Gewalt und Grenzverletzung. Verletzendes und grenzüberschreitendes Verhalten, wie z.B. sexistische, rassistische, antisemitische, queerfeindliche, ableistische, klassistische oder vergleichbare Übergriffe werden auf dem System Change Camp nicht toleriert.

2 – Warum brauchen wir das?

Das Camp bietet Teilnehmer*innen den Raum, miteinander zu lernen, sich zu vernetzen und unsere widerständige Bewegung weiter auszubauen. Jedem anwesenden Menschen sollte ein barrierearmer Zugang zur inhaltlichen Weiterbildung und strategischen Diskussionen ermöglicht werden. Jedoch ist kein Mensch vorurteilsfrei und diskriminierungsfrei im Umgang mit anderen. Deshalb muss eine bewusste Reflexion darüber bei jeder einzelnen Person stattfinden (kritische Selbstreflexion). Wir können euch als Awareness-Team diese Arbeit nicht abnehmen. Wir bieten aber an, euch dabei zu begleiten.

3 – Wie funktioniert das?

Täglich von 10:15 bis 11:00 Uhr finden die Treffen der Check-In Gruppen statt. Dort kann miteinander eingecheckt und geschaut werden, was die einzelnen Menschen gerade brauchen und wie die Menschen in der Gruppe unterstützt werden können. Bei Konflikten, Grenzverletzungen oder Kritik am Verhalten von Personen sollen die Menschen innerhalb der Check-In Gruppe dafür Verantwortung übernehmen und die notwendige Unterstützung bei erlebten Übergriffen und Grenzverletzungen anbieten. Sie sollen aber auch Verantwortung übernehmen, wenn den Menschen innerhalb der Check-In Gruppe grenzverletzendes oder übergriffiges Verhalten aufgefallen oder an die Check-In Gruppe herangetragen worden ist.

Außerdem gibt es für jeden Tag einen Awareness-Input auf der Website, mit dem sich die Check-In Gruppen auseinandersetzen können

Mehr Details findet ihr im Check-In Gruppen Konzept. Dieses steht hier auf der Website Check-In Gruppen Konzept und liegt im Awaress-Zelt sowie am Info-Point aus.

Die Awareness-Teams auf dem Camp sind ansprechbar für alle Situationen, mit denen die Check-In Gruppen auf irgendeine Art überfordert sind. Sie sind also vor allem ansprechbar für Menschen, die Grenzüberschreitungen oder Konflikte mit anderen erlebt haben oder ein persönliches Thema haben und sich im Umgang damit Unterstützung wünschen. Hierbei kann es sich um jegliche Wahrnehmung von Machtgefällen (e.g. cis-männliches Dominanzverhalten), Benachteiligung,
Ausgrenzung und die Überwindung akuter Trigger (aus dem Englischen „Auslöser“ persönlichen Unwohlseins) gehen. Wir arbeiten parteilich und in Solidarität mit betroffenen Personen. Hierbei liegt die Definitionsmacht über die erfahrene Gewalt und/oder Grenzüberschreitungen vollständig bei der betroffenen Person.

Es gibt eine Reihe von Gruppen, die systemisch stärker von Diskriminierung betroffen sind als andere, z.B. FLINTA*, Menschen im neurodivergenten Spektrum oder BIPoC. Für diese gibt es zusätzlich explizite Safer Spaces in direkter Nähe zu den Awareness-Zelten als Rückzugsorte. 

Ausgleichend zu unserer zu großen Teilen weiß positionierten Awareness gibt es noch eine explizite BIPoC-Awareness, die du im entsprechenden BIPoC-Awareness-Zelt neben dem anderen Awareness-Zelt) finden kannst. 

Wir sind von 8:00 bis 13:00 Uhr sowie 14:00 bis 22:00 Uhr in dem als „Awareness“ gekennzeichneten Zelt  auffindbar. Zudem versuchen wir, bei den Camp-Plena und einigen der stattfindenden Workshops anwesend und ansprechbar zu sein. Du kannst uns an den violetten Westen erkennen.

4 – Was kannst du für mehr Awareness tun?

Wir als Awareness-Team bieten von Diskriminierung betroffenen Personen konkrete Unterstützung an. Was wir aber NICHT leisten (können) ist z.B. Konfliktmanagement, Streitschlichtung oder therapeutische Arbeit. Einen sicheren Raum schaffen wir nur gemeinsam und jede*r einzelne von uns ist verantwortlich dafür, dass das gelingt. Sei also achtsam im Umgang mit anderen Camp-Teilnehmer*innen und informiere dich bestenfalls auch schon im Vorfeld über mögliche Formen von Diskriminierung.


Außerdem gibt es auf dem Camp eine Vielzahl von Workshops zu awareness-bezogenen Themen, beispielsweise zu Antidiskriminierung, kritischer Männlichkeit oder kritischem weiß-Sein. Außerdem könnt ihr gern beim Awareness-Zelt nach weiteren Ressourcen fragen – denn mit dem Lernen sind wir alle niemals fertig.

Zuletzt: Sprich bitte jeden Menschen auf dem Camp zuerst auf deutsch an – außer, die Menschen sprechen gerade aktiv eine andere Sprache – selbst wenn du vermutest, dass diese Person eventuell kein Deutsch spricht. Vom äußeren Erscheinungsbild kannst du nicht darauf schließen, welche Sprache eine Person sprechen kann. Halte dich zurück, wenn du Neugier empfindest, welche Herkunft oder Identität hinter dem Äußeren einer Person steckt. Menschen können selbst entscheiden, was und wann sie etwas persönliches von sich preisgeben wollen und brauchen dafür keine Mutmaßungen.

5 – Wir sehen uns auf dem Camp!

Wir wünschen viel Spaß beim Lernen und Erleben auf dem System Change Camp und freuen uns darauf, dich dort zu sehen. Weitere wichtige Infos bekommst du am Info-Point oder am Awareness-Zelt. Du kannst uns zudem Rückmeldungen, Fragen und Anmerkungen zu unserer Awareness-Arbeit per Mail an awareness@system-change-camp.org schicken – sehr gern auch mit zeitlichem Abstand zum Camp. Diese werden wir dann auch nach dem Camp auswerten und reflektieren.

Eure Awareness-Crew 2024